Zedern
Ein majestätisches, über 1.000 Jahre altes Exemplar der Zeder, zentrales Symbol der libanesischen Nationalflagge
Die Zedern waren immer ein Symbol des Libanon und seiner vieltausendjährigen Geschichte. Und der Zedernhain in über 2.100 m Höhe oberhalb des Ortes Bcharré gelegen, lädt in eine der großartigsten Landschatten des Libanon ein, die zu den unvergesslichsten Attraktionen des Libanon zählt.
Zwei äußerst lohnende Routen führen zu den Zedern: Von Baalbek aus erreicht man über Ainata und Deir el-Ahmar die Straße, die sich in Serpentinen zum über 2.500 m hohen Zedernpass hinauf windende Straße, immer wieder zauberhafte Ausblicke auf die Bekaa-Ebene bietend. Oben angekommen überrascht ein eindrucksvolles Panorama mit Zedernhain, Wintersportgelände zwischen Pass und Zedern sowie mit dem Blick über die weiten Täler bis zum Mittelmeer.
Allerdings schneit der Pass in der Regel zwischen Dezember und Mitte April zu, so dass man in diesen Monaten nur über den Weg von der Küste her zu den Zedern gelangen kann.
Man kommt entweder von Chekka, zwischen Batroun und Tripoli, oder von Tripoli selbst her und folgt der Straße Richtung Bcharré. Von dort sind es noch 7 km zu den Zedern. Beide Routen, die sich in Bcharré treffen, verdienen Ihre Vorfreude!
Einen Kilometer, bevor man die Zedern erreicht, finden sich mehrere Hotels, Chalets, Restaurants, Nachtclubs, Souvenirläden und diverse Verkaufsbuden, aber auch Geschäfte, die im Winter Skiausrüstungen vermieten und verkaufen.
Die Zedern in der Geschichte
Trotz ihrer Entfernung von der Küste sind die Zedern schon frühzeitig in die Geschichte eingetreten. Das Libanongebirge war in grauer (besser: grüner!) Vorzeit sehr waldreich – Zedern, Zypernzypressen und Eichen dürften weite Flächen bedeckt haben.
Die Bibel und andere Texte des Altertums erwähnen oft die Zeder, die in Kultur, Religion und Handel eine wichtige Rolle spielte. Die intensive Nutzung des Zedernholzes begann schon im 3. Jh. v. Chr., der Zedernholzhandel vor allem mit Ägypten erwies sich für die Küstenstadt Byblos sehr ertragreich. Jahrhunderte lang unternahmen Assyrer, Babylonier und Perser Expeditionen in das Libanon-Gebirge oder erlegten den Völkern in Kana'an-Phönizien Tributzahlungen in Form von Zedernholz auf.
Die Phönizier selbst machten für den Bau ihrer Schiffe regen Gebrauch von den Zedern. König Salomon ließ sich für den Bau seines Tempels von König Hiram von Tyrus Zedernholz liefern, außerdem wurden ihm Architekten und Baumeister zur Verfügung gestellt.
Der Assyrer-König Sinachche-eriba (705-681 v. Chr.) erklärte, selbst bis zu den entferntesten Zedernbeständen aufgestiegen zu sein, um dort die größten Zedern und schönsten Zypressen zu fällen. Und Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.), König von Babylon, rühmte sich in einer Inschrift: „Ich habe zum Bauen mächtige Zedern heimgebracht, die ich mit eigenen Händen auf dem Berg Libanon gefällt habe.“
Der Wohlgeruch des Zedernholzes, die Mächtigkeit der Zedernstämme und die Härte des Holzes waren die Gründe dafür, dass die Zeder so geschätzt war.
Die Pharaonen benötigten das Zedernholz für den Bau ihrer Schiffe, Gräber, Paläste und Tempeldächer. Zedernöl bzw. -harz diente ihnen für die Mumifizierung, und sie gewannen aus dem Zedernholz auch Teer, das sie zum Abdichten gebrauchten.
Im 2. Jh. n. Chr. ergriff der römische Kaiser Hadrian Maßnahmen zum Schutz der Wälder. In Felsen und in Steine ließ er die Grenzen der Wälder und Angaben zum Baumbestand einmeißeln. Bis heute sind rund 200 Inschriften erfasst, die eine Vorstellung des Waldbestandes im Altertum ermöglichen. Zwei davon wurden im Museum der Amerikanischen Universität von Beirut gezeigt. Viele dieser Inschriften sind von den Dorfbewohnern aus Unkenntnis leider unbrauchbar gemacht worden.
Hadrians Maßnahmen blieben nicht lange wirksam. In den folgenden Jahrhunderten wurden Libanons Bäume in großer Zahl zum Heizen, zur Kohlegewinnung und zur Befeuerung von Kalköfen verwendet. Im Mittelalter fällten die Dorfbewohner die Bäume, auch um Ackerland zu gewinnen und Häuser zu bauen. Im 19. Jahrhundert fiel viel Wald der Ausbeutung durch die Osmanen zum Opfer, und britische Truppen verwendeten im 1. Weltkrieg das Holz für die Eisenbahn Tripoli–Haifa.
Zederngebiete
Von den einst weiten Zedernwäldern sind heute nur noch vereinzelte geringe Bestände vorhanden, die sich meist in einer Höhe zwischen 1.500 und 2.000 m befinden, oft an schwer zugänglichen Stellen. Aber noch immer beschäftigen sie lebhaft die Phantasie der Menschen.
In Nordlibanon wachsen sie im Naturschutzgebiet von Horch Ehden, nicht leicht zugänglich bei Hadath al-Jubbeh und im Gebiet von Tannourine, außerdem im Libanon-Gebirge vereinzelt bei Jaj unweit von Laqlouq sowie im Schuf-Gebirge auf dem Berg Barouk, wo in einem umzäunten Gebiet 350 Jahre alte Zedern wie in ihrem Urzustand wachsen. Oberhalb der Stadt Masser esh-Shouf gibt es einen Zedernwald. von dem aus man einen weiten Blick über die Bekaa-Ebene genießen kann. Im nahe gelegenen Ain Zhalta wachsen ebenfalls einige Zedern.
Die berühmtesten Zedern bekannt als "Zedern Gottes", Arz el Rab, sind jene von Bscharre. Der Zedernhain stehen 375 Zedern, darunter vier, die auf annähernd zweitausend Jahre geschätzt werden, eine Größe von 35 m erreicht haben und deren gerade Stämme einen Umfang von 12-14 m messen; ihre Zweige sind stark und strecken sich horizontal.
Zu den alten, verehrungswürdigen Zedern sind in den vergangenen Jahrzehnten fast 2.000 Exemplare dazugekommen, um den Fortbestand dieses kostbaren Baumes zu sichern. Die Zeder wächst sehr langsam, und es braucht mindestens 40 Jahre, bis der Baum fortpflanzungsfähige Samen erzeugen kann.
Die Zedern von Bcharré brauchen besonderen Schutz, was auch schon im vergangenen Jahrhundert erkannt wurde. Im Jahre 1876 wurde zum Schutz des 102 Hektar großen Zedernhains eine von Königin Viktoria von England finanzierte Mauer errichtet. Damit sollten die kostbaren Bäume vor den Ziegen geschützt werden, die für die jungen Zedern eine große Gefahr darstellen.
Um den Schutz und die Gesundheit der Zedern zu verbessern, unternahm die „Vereinigung der Freunde des Zedernwaldes“ einige Aktionen: Tonnenweise wurde totes Holz entfernt, der Boden wurde gedüngt, verschiedene Baumkrankheiten wurden behandelt und Blitzableiter installiert. Außerdem hat man einige tausend Meter Fußweg angelegt, so dass der Zedernhain begangen werden kann, ohne Schäden zu erleiden.
Beachtung verdient die maronitische Kapelle mitten im Zedernwald, die 1843 errichtet wurde, als der Hain noch unter dem Schutz des (maronitischen) Patriarchen stand. Am 6. August jedes Jahres findet weiterhin in der Kapelle die traditionelle Messe zum Schutz der Zedern statt.