Terroir und Rebsorten

 

Terroir

 

Das Bekaa–Tal (Bekaa Valley) mit der Verwaltungshauptstadt Zahlé als Mittelpunkt bildet das heutige Zentrum des libanesischen Weinbaus. Es ist, bis auf wenige Lagen im Libanon-Gebirge, die einzige Anbauregion. Einige Produzenten experimentieren mit neuem Terroir, insbesondere in Bhamdoun, Kfifane, Richmaya und Jezzine. Die Hänge der Bekaa sind bis zu 1.300 Meter Höhe mit Reben bepflanzt, wofür die klimatischen Voraussetzungen geradezu ideal sind: Die Sonne scheint an rund 300 Tagen im Jahr und das nahe Mittelmeer wirkt als Temperaturregler. Nachts gehen die Temperaturen von 30°C auf bis zu 15°C zurück. Die Nächte in den höheren Lagen sind sogar ausgesprochen kühl, und es gibt ausreichend Feuchtigkeit, so dass sich der Reifeprozess verlangsamt und die Trauben voll ausreifen und natürliche Säure entwickeln können, bevor sie geerntet werden. 


 

Die Lese beginnt meistens Anfang bis Mitte September, in 2010 aufgrund der andauernden Hitze sogar bereits im August. Auch die Böden in der Bekaa-Ebene sind für den Weinbau wie geschaffen. Die Steine speichern die Tageswärme und geben sie in den kühlen Nachtstunden ab. Die Lehmböden dagegen speichern die Feuchtigkeit und ersparen den Winzern eine künstliche Bewässerung der Reben, obwohl von Mai bis September kein Regen fällt (in 2010 von Februar bis Dezember!). Aufgrund der klimatischen Bedingungen werden weder Spritzmittel in den Weinbergen noch Zusätze bei der Weinherstellung benötigt, so dass eine naturnahe Bewirtschaftung und Produktion erreicht wird. 


 

Die meisten Reben wachsen als niedrige Büsche und brauchen wenig Pflege. Die Bedingungen sind ideal für opulente, dichte, elegante, rund strukturierte, konzentrierte Rotweine und frische, fruchtige Rosé- und Weißweine mit hervorragender Säure.

 

Rebsorten

 

Libanesische Rebsorten

 

Die vorherrschenden Rebsorten orientieren sich vornehmlich am Vorbild französischer Weinanbaugebiete, denn von 1920 bis 1946 war der Libanon französisches Mandatsgebiet. In dieser Zeit wurden viele der noch heute bewirtschafteten Rebflächen angelegt.

 

Bei den roten Sorten überwiegen Cinsaut, Carignan, Mourvèdre, Grenache und Merlot, dazu kommen Cabernet Sauvignon und Syrah. Die großen Château Weine von Musar, Ksara und Kefraya sind Cuvées mit Cabernet Sauvignon, die in Barriques ausgebaut werden. Das Ergebnis sind schwere und wuchtige Weine mit ausgesprochen schöner Frucht und Würze.

 

Bei den Weißweinsorten sind vor allem Sauvignon Blanc, Ugni Blanc, Sémillon, Clairette und Chardonnay verbreitet. Dazu kommt eine Vielzahl lokaler Reben wie Merweh (mit Sauvignon Blanc verwandt) oder Meroué.

Cabernet Sauvignon

 

Die bekannteste und erfolgreichste Rebsorte der Welt. Der daraus gewonnene Wein ist gerbstoffreich und dunkelrot, duftet nach Zeder und Cassis, zeigt viel Kraft und Struktur und altert hervorragend. Da sich ein reiner Cabernet Sauvignon oft als zu hart erweist, wird er gern mit anderen Sorten verschnitten. Die aus dem Bordeauxgebiet stammende Rebe ist inzwischen in der Alten und in der Neuen Welt verbreitet. Als spät reifende, widerstandsfähige Sorte gedeiht sie gut in wärmeren Klimazonen.

Carignan

 

Die rund um das Mittelmeer angebaute, farbintensive, säure- und tanninhaltige Rotweinsorte mit einem gelegentlich bitteren Nachgeschmack wird als Verschnittsorte mit Grenache, Cinsault, Syrah oder Mourvèdre verwendet.

 

Reinsortige Carignan-Weine bleiben oft ausdruckslos.

 

Chardonnay

 

Die weltweit wichtigste Weißweinrebe wird heutzutage in fast allen Weinbauländern der Welt angebaut. Ursprünglich stammt die Sorte wahrscheinlich aus dem Libanon. Mit den Kreuzrittern kam sie nach Frankreich und etablierte sich im Burgund. Kalifornien besitzt heute die größte Anbaufläche für Chardonnay. Durch die Vermarktung von Rebsorten in der Neuen Welt hat sich "Chardonnay" schnell zu einem Marktbegriff entwickelt. Diese Rebsorte eignet sich am besten für warm-trockene Anbaugebiete, weil unter diesen klimatischen Bedingungen ihr Säuregehalt nicht so weit reduziert wird wie bei anderen Weißweinsorten. Neben der markanten Säure sind ihr relativ hoher Alkoholgehalt und der Eichenholzgeschmack, den der Wein häufig durch den Fassausbau erlangt, charakteristisch. In heißeren Klimazonen verwandeln sich die für einen Chardonnay aus dem Burgund typischen Butter- und Nussaromen hin zu Fruchtaromen, wie Ananas oder Banane. Im Libanon bieten Ksara und Wardy sortenreine Chardonnay-Weine an, die beide mehrfach bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet wurden.

 

Cinsaut/Cinsault

 

Sie stammt aus Südfrankreich und hat eine dunkle Farbe und einen niedrigen Tanningehalt. Mit ihrer Frucht und Geschmeidigkeit eignet sie sich für Verschnitte mit Carignan, Grenache, Syrah und Mourvèdre. Mit ihrer Resistenz gegen Trockenheit ist die im Libanon am häufigsten angebaute rote Sorte hervorragend für das dortige Klima geeignet. Außerdem passt sie sehr gut zur libanesischen Küche. Wegen der Neigung zu Übererträgen ist eine rigorose Ertragsreduktion notwendig, um gute Ergebnisse zu liefern. Die fruchtigen Roséweine von Kefraya und Massaya werden ausschließlich aus Cinsaut- Trauben erzeugt.

 

Clairette

 

Ist eine traditionelle weiße Sorte aus Südfrankreich, die einen sehr aromatischen Wein ergibt, der oft süß nach Honig riecht. Meist wird sie mit Ugni Blanc verschnitten, da diese als Ergänzung die notwendige Säure mitbringt.

Grenache Noir

 

Sie ist eine der am meisten verbreiteten Rotweintrauben der Welt, die vermutlich aus Spanien stammt (Region Aragon). Die genügsame, von Trockenheit und Hitze nicht beeinträchtigte Sorte ergibt einen kräftigen und alkoholhaltigen Wein. Sie wird zum Verschneiden und für guten, fruchtigen Rosé verwendet.

 

Merlot

 

Als eine der Hauptrebsorten im Bordeauxgebiet tritt die Merlot dort häufig als Verschnittpartner der großen Châteaux-Weine auf. Die Sorte bringt Blume, Weichheit und Rundung beim Verschnitt mit gerbstoffbetonten Weinen (Cabernet Sauvignon). Unverschnittene Merlot-Weine sind fruchtig, körperreich und mild mit ausgeprägtem Beerenbouquet. Nach 2-3 Jahren Lagerung sind sie trinkreif.

 

Mourvèdre

 

Sie ist eine ursprünglich aus Spanien stammende robuste rote Traube, die gewöhnlich mit Syrah, Grenache und Cinsault verschnitten wird. Reinsortig findet man sie nur ganz selten. In der neuen Welt heißt sie meist Mataro. Sie reift spät und bringt kleine, dickschalige Beeren hervor. Diese Sorte ergibt einen gehaltvollen und tanninhaltigen Wein mit Brombeeraromen, der nach einigen Jahren ein excellentes Bouquet entwickelt.

 

Sauvignon Blanc

 

Die ursprünglich von der Loire stammende Rebe ist im Bordeauxgebiet am wichtigsten, wo die Weine durch ihr Altern an Komplexität gewinnen. Sie ist inzwischen aber auch in vielen anderen Ländern heimisch geworden, in der Neuen Welt vor allem in Kalifornien und Neuseeland. Nach Chardonnay ist sie zur zweitwichtigsten Weißweinsorte geworden. Die gelblichen Beeren liefern haltbare Weine von spezifischer Würze, Fruchtigkeit und mit hohem Alkoholgehalt.

 

Syrah

 

Die große Rhône-Rebsorte wird inzwischen erfolgreich auf der ganzen Welt angebaut. In Australien bringt sie als Shiraz große Weine hervor. Sie beeindruckt mit Fülle, Kraft und feinen Tanninen und entwickelt komplexe Aromen.

 

Ugni Blanc

 

Diese weiße Rebsorte ist italienischer Herkunft und wird dort Trebbiano genannt. Das Hauptanbaugebiet liegt aber in Frankreich, wo sie vor allem für Cognac und Armagnac verwendet wird. Im Libanon ist sie in Verschnitten mit Clairette, Sauvignon Blanc und Chardonnay zu finden.

 

Quelle: Le Marché du Levant