Nach 1918 bis zum 2. Weltkrieg
Nach 1918 waren die Briten – und in geringerem Maße auch die Franzosen – für die nächsten 30 Jahre die neuen Herren im Nahen Osten. In den ersten vier Jahren nach Kriegsende schufen sie die politische Landschaft, wie sie zum großen Teil bis heute besteht.
Die großen Verlierer waren von vornherein die Araber – niemand wollte mehr etwas davon wissen, dass ihnen ein eigenes Reich zugesagt worden war. Ohne jede Rücksicht auf die arabischen Belange ging es den Briten nur darum, die mit Frankreich getroffenen Vereinbarungen umzusetzen.
Als der Inhalt der Balfour-Deklaration in Palästina publik wurde, führte dies zu einer arabisch-palästinensischen Nationalbewegung. Im Februar 1919 verlangte der erste so genannte Palästinensische Nationalkongreß: „Der Bezirk Südsyrien oder Palästina soll nicht von der unabhängigen arabisch-syrischen Regierung getrennt werden.“
Zur selben Zeit befand sich Emir Feisal – später zum König ausgerufen – in Paris und forderte die Unabhängigkeit aller arabischen Länder. Hauptsprecher der Zionisten war Chaim Weizmann, der auf die Frage des US-Außenministers Robert Lansing, wie die Zionisten sich die Entwicklung in Palästina vorstellen, die klare Botschaft formulierte, man wolle „Palästina so jüdisch machen, wie Amerika amerikanisch oder England englisch ist“. Und wenn die Zionisten erst einmal die Mehrheit hätten, würden sie eine entsprechende Regierung bilden. Ein halbes Jahr zuvor hatte Weizmann gegenüber Feisal genau das Gegenteil versichert.
Am 24. April 1920 einigten sich Großbritannien und Frankreich endgültig: Syrien und der libanon wurden französisches Mandat, Palästina und Mesopotamien (Irak) britisch. Die Franzosen vertrieben Feisal – er floh nach Italien – und Churchill nahm, beraten von „Lawrence von Arabien“ die Dinge in die Hand.
Feisals Bruder Abdullah marschierte in Amman ein, um Syrien zu befreien und Feisal wieder als König einzusetzen. Churchill hatte eine in seinen Augen einfache Lösung: Das Gebiet östlich des Jordan wurde kurzerhand von Palästina abgetrennt und als Transjordanien Abdullah unterstellt (1946 erhielt dieses Gebiet seine Unabhängigkeit und wurde 1949 zum Königreich Jordanien unter den Haschemiten).
Die Grenzen von damals sind geblieben – die Probleme auch. Der Irak war ein Kunstprodukt, um die wirtschaftlichen, politischen und strategischen Interessen Großbritanniens zu befriedigen. Seine Grenzen wurden rücksichtslos gezogen, ohne dass im mindesten die Wünsche der Bevölkerung, überwiegend Schiiten und Sunniten, ge- und beachtet wurden. Alle Hoffnungen der Kurden auf Selbstbestimmung fanden ein Ende.
„Der Irak“, so Pierre Salinger und Eric Laurent, „ist ein Produkt Churchills, der die verrückte Idee hatte, die zwei vollkommen auseinander liegenden Ölgebiete Kirkuk und Mossul zu verbinden, indem er drei Völker, die nichts miteinander gemein hatten, nämlich Kurden, Schiiten und Sunniten, in einen Staat zu pressen.“
Palästina wurde am 24. Juli 1922 Großbritannien als Mandatsgebiet übertragen. In den Mandatstext – von Zionisten in Paris entworfen! – wurde die Balfour-Deklaration wörtlich übernommen. Damit wurde diese Deklaration Völkerrecht.
Nicht alle Briten waren mit diesem Mandat einverstanden. Außenminister Lord Curzon stellte klar: „Die Zionisten wollen einen jüdischen Staat mit Arabern als Holzfäller und Wasserträger. (...) Das ist nicht meine Sicht der Dinge. Ich will, dass die Araber eine Chance haben, und ich will keinen Staat der Hebräer. (...) Ich für meine Person erkenne nicht an, dass die Verbindung der Juden mit Palästina, die vor 1200 Jahren zu Ende gegangen ist, ihnen was auch immer für einen Rechtsanspruch gibt.“
Dazu David Ben Gurion, später erster Ministerpräsident Israels, im Jahre 1937:
„Das Land ist in unseren Augen nicht das Land seiner jetzigen Bewohner. Wenn man sagt, Eretz Israel sei das Land zweier Nationen, so verfälscht man die zionistische Wahrheit doppelt. Palästina muß und soll nicht die Fragen beider Völker lösen, sondern nur die Frage eines Volkes, des jüdischen Volkes in der Welt.“