Tripoli
Anfahrt
Beirut – Tripoli 90 km, Fahrtzeit etwa 1 1/2 Std.
Libanons zweitgrößte Stadt (arab. Tarablus) und Hauptstadt des Nordlibanon liegt 85 km nördlich von Beirut. Die Besiedlung Tripolis reicht bis ins 14. Jh. v. Chr. zurück, aber erst im 9. Jh. v. Chr. gründeten die Phönizier hier eine kleine Handelsniederlassung. Dank seiner Geschichte, die sich in den erhaltenen Baudenkmälern eindrucksvoll manifestiert, dank des entspannten Lebensstils seiner Einwohner und seines geschäftigen Wirtschaftslebens hat Tripoli einen unverwechselbaren Charakter. Es ist eine Stadt, in der sich die moderne und das Mittelalter in einer anziehenden Weise mischen.
Fünfundvierzig Bauwerke, viele von ihnen aus dem 14. Jh., wurden zu historischen Stätten erklärt. Unter anderem findet man in Tripoli die größte Kreuzfahrerburg des Libanon, die Zitadelle. Zwölf Moscheen der mamelukkischen bzw. osmanischen Zeit und ebenso viele theologische Schulen, madrassas, haben die Jahrhunderte überdauert. Dazu kommen weltliche Bauwerke wie Bäder, die hammam, aus der mamelukischen Epoche (jedoch der klassischen römischen Konzeption folgend), sowie Karawansereien, Herbergen, Khans und vor allem die Souks.
Wie anregend ist es, in der besonderen Atmosphäre jener bunten Basare zu bummeln – ein Gewirr schmaler, teils winziger Altstadtgassen bildet das charakteristische kommerzielle Viertel arabischer Städte. Traditionell liegen die einzelnen Gewerke beieinander, so gibt es den Souk der Schneider, den der Tischler, der Parfüm-, Gewürz- und Stoffhändler, der Färber, Seifensieder, Goldschmiede, Obst- und Gemüsehändler. Typisch ist auch, dass am Ort der Herstellung gleichzeitig der Verkauf erfolgt. Im Gegensatz zu europäischen Geschäfts- und Handwerksvierteln sind die Souks reines Wirtschaftszentrum, daher im Allgemeinen unbewohnt und einstöckig.
Das moderne Tripoli zählt über 500.000 Einwohner – das einstige liegt unter der heute selbständigen Stadt El Mina, dem Hafen vor Tripoli.
Im mittelalterlichen Tripoli zu Füßen der Zitadelle aus der Kreuzfahrerzeit findet sich der Großteil der historischen Bauten. Die Altstadt wird vom modernen Tripoli umrahmt, dessen lebhaften, geschäftigen Mittelpunkt der Stadtteil at-Tall mit einem Platz bildet, welcher von einem ottomanischen Uhrturm (1901/02) beherrscht wird. Hier ist das Verkehrszentrum, Ausgangs- und Endpunkt fast aller Autobuslinien und Taxiverbindungen. Gold- und Goldschmuck sind hier besonders günstig.
Das benachbarte El Mina bietet landesweit bekannte Fischrestaurants und Fischmärkte.
Im Süden von Tripoli finden sich Hotels und Restaurants europäischer Art – das bemerkenswerteste und ansprechendste liegt inmitten von Olivenhainen und nicht weit von der südlichen Einfahrt nach Tripoli: Hotel Château Les Oliviers (Villa Nadia).
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Ausgewählte Sehenswürdigkeiten
Akropolis des HI. Jil aus der Kreuzritterzeit
Neben der Zitadelle, bekannt als "Qala'at Sanjil". Wurde im Laufe ihrer Geschichte oft renoviert und verändert. Beachtung verdienen bei der Besichtigung eine achteckige, fatimidische Anlage, die von den Kreuzrittern in eine Kirche verwandelt wurde; einige Anlagen aus der Kreuzfahrerzeit (12./13. Jh.); mamelukkische Ergänzungen aus dem 14. Jh. sowie osmanische aus dem 16. Jh.
Der gegenwärtige Zustand der gewaltigen Festung (140 x 70 m) ist weitgehend den Restaurationsarbeiten zu verdanken, die von Mustapha Barbar Agha, Gouverneur von Tripoli, zu Beginn des 19. Jh. vorgenommen wurden.
Bedeutsame Reste dieser heute fast nicht mehr erkennbaren Kreuzfahrerkirche wurden im maronitischen Johannes-Friedhof auf dem Abu Samra Hügel ungefähr 200 m südlich der Zitadelle gefunden. Die größere der beiden Kapellen besaß eine halbrunde Apsis, während die kleinere, die für Begräbniszeremonien benützt wurde, eine rechteckige Apsis aufweist.
Die Große Moschee
Zwischen 1294 und 1315 wurde auf den Ruinen der einstigen Kreuzfahrerkathedrale der Hl. Maria vom Turm die Große Moschee errichtet.
Den weiten Hof umgeben Säulengänge und der Gebetssaal mit seinem Deckengewölbe und seiner Kuppel. Der nördliche bzw. nordöstliche Eingang und der Turm im lombardischen Stil, der zum Minarett wurde, sind Elemente westlicher Architektur, die an die alte Kirche erinnern.
Die vielen Gründungsgedenktafeln und Erlasse, die sich in der Großen Moschee und in der direkt anschließenden Madrassa finden, berichten nicht nur über die Große Moschee selbst, sondern erzählen auch vom Leben zur Zeit der Mamelukken.
An der Stelle einer verfallenen Kreuzfahrerkirche errichtete der mamelukkische Gouverneur Saif ed-Din Tanal im Jahre 1336 diese Moschee. Inmitten des vorderen Gebetssaales finden sich Säulenreihen aus Rosengranit mit spätrömischen Kapitellen aus der einstigen Kirche. Der Eingang zum zweiten Gebetssaal ist ein einmaliges Beispiel mamelukkischer Verzierungskunst in Tripoli. Im Minarett gibt es zwei Aufgänge, bei denen sich die Besucher weder beim Bergsteigen noch beim Herabkommen begegnen und das Minarett an unterschiedlichen Stellen verlassen.
Al Tayna Moschee
Der Name bedeutet „Hängende Moschee“, wahrscheinlich weil sie auf einem überwölbten Basardurchgang steht und von dem sie überragenden, achteckigen Minarett und einem anderen Gebäude flankiert wird – somit ergibt sich der Eindruck, dass sie hängt. Das Innere dieser kleinen, aus der Mitte des 16. Jh. datierenden Moschee ist einfach und weiß. Einige Stufen führen hinab in einen freundlichen, fast idyllischen Hof mit Garten.
Burtasiyat Madrassa und Moschee
Diese besonders schöne Anlage aus der ersten Hälfte des 14. Jh. ist überkuppelt und besitzt ein rechteckiges Minarett mit doppelbögigen Fenstern aus schwarzen und weißen Steinen. Das Minarett erhebt sich direkt über dem stalaktitenverzierten Portalgewölbe aus dunklem Stein. Ein goldenes Mosaik schmückt die nach Mekka orientierte Gebetsnische.
Al-Qartawiyat Madrassa
Diese Schule besitzt besonders fein ausgeführte, schöne Decken mit Honigwabenmustern und Stalaktiten sowie eine elegante Fassade mit alternierenden schwarzen und weißen Blenden. Das aus dem ersten Viertel des 14. Jh. stammende Bauwerk dürfte das am reichsten verzierte in Tripoli sein, dazu das einzige mit einer ovalen Kuppel. Viele Tafeln in der Madrassa berichten auch vom Leben der Moslems in jener Zeit.
Tuwashiyet Madrassa
Bei dieser Koranschule aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. mit einem vollendet ausgeführten Mausoleum wurde Sandstein mit dekorativem, schwarzem und weißem Muster verwendet. Das Portal ist höher als das Bauwerk selbst. Seine Muschelverzierung wird wirkungsvoll ergänzt durch im Zickzack verlaufende Strahlen sowie durch Stalaktiten und gewundene, zierliche Säulen.
Khanqah
Das im Libanon einzigartige Gebäude wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jh. gebaut, um moslemische Mystiker, Sufis, zu beherbergen. Spätestens seit dem 19. Jh. ist es aber ein Heim für Witwen. Den offenen Hof mit einem Brunnen umgeben kleine Räume und eine erhöhte Plattform oder „Iwan“ hinter einem von Granitsäulen getragenen Bogen mit abwechselnd weißen und schwarzen Steinen.
Hammam Izz ed-Dine
Der mamelukkische Gouverneur Iss ed-Dine ließ dieses öffentliche Bad bald nach der Eroberung Tripoli (1289) bauen und schenkte es der Stadt. Beim Bau wurden Materialien aus der Kreuzfahrerkirche und dem Hl. Jakob verwendet.
In der Vorhalle findet sich eine Inschrift mit dem Namen des Heiligen zwischen zwei Jakobsmuscheln und über der inneren Tür des Osterlamms.
Das Bad wurde durch die Jahrhunderte hindurch benutzt und wurde vor kurzem restauriert. Gleich neben dem Bad Iss ed-Dine steht das Mausoleum, in dem der 1298 verstorbene Gouverneur und Erbauer begraben ist.
Hammam al-Abed
Tripolis einziges historisches öffentliches Bad, das noch in Gebrauch ist, wurde wahrscheinlich im ausgehenden 17. Jh. gebaut. Es weist die durchbrochenen Kuppeln auf, die für die mamelukkische und osmanische Ära typisch sind. Die für das Tageslicht gedachten Öffnungen in der Kuppel sind mit durchsichtigem, geblasenem Glas verschlossen. Das Innere des 500 m2 großen Bades ist mit seinen Kissen und traditionellen Einrichtungsgegenständen sowie seinem zentralen Brunnen ein lebendes Museum.
Hammam al-Jadeed
Das „Neue Bad“. Das von 1723-30 erbaute und bis in die 1970er Jahre in Gebrauch gewesene Bad ist mit seinen 600 m2 das mit Abstand größte in Tripoli. Es wurde inzwischen restauriert und beeindruckt noch immer durch seine Größe.
Hammam an-Nouri
Das unmittelbar neben der Großen Moschee gelegene Bad (545 m2) wurde 1310 im mamelukkischen Stil erbaut. Es weist eine höchst bemerkenswerte Vielfalt an Formen und Verzierungen seiner Kuppeln auf, das Innere des Bades wurde prächtig mit buntem Marmor ausgekleidet.
Der Khan der Schneider
aus der ersten Hälfte des 14. Jh. gehört zu den ältesten in Tripoli und wurde wahrscheinlich auf den Ruinen von Denkmälern aus den Epochen der Byzantiner und der Kreuzfahrer erbaut. Er bildete den wirtschaftlichen Mittelpunkt der Vorstadt, die den Verkehr über den aus dem Qadisha Tal kommenden Fluss Abu Ali kontrollierte. Deshalb unterscheidet sich der Plan dieser Karawanserei von dem der anderen. Die l992 mit deutscher Hilfe restaurierte Anlage besteht aus einer langen, überdachten Gasse mit hohen Bögen auf beiden Seiten und zehn Querbögen. An ihrem westlichen Eingang fällt eine Granitsäule mit einem korinthischen Marmorkapitell auf.
Khan al-Saboun
Der berühmte Khan der Seifensieder, ein großer offener Hof in den bunten Souks von Tripoli. Bemerkens- und unbedingt besuchenswert ist die Familie Sharkass – sie waren die ersten an diesem Ort und fertigen mittlerweile in der siebten Generation absolut naturreine Seifen. Leider ein wenig benachteiligt durch die versteckte Lage in der oberen Etage.
Karawanserei der Ägypter
Dürfte aus der ersten Hälfte des 14. Jh. stammen und folgt dem klassischen Plan: Um den offenen Hof mit einem Brunnen in der Mitte ordnen sich die Räume in zwei Stockwerken.
Souk al-Haraj
Einem einzigartigen Anblick bietet der hochbögige Basar aus dem 14. Jh., dessen Decke von Granitsäulen getragen wird, die zu früheren Zeiten mit Sicherheit römischen Bauwerken gedient haben. Heute werden dort Kissen und Matratzen verkauft.
Löwenturm
Der bemerkenswert gut erhaltene Turm aus der Mitte des 15. Jh. ist der einzige noch vorhandene von den vielen Türmen, die während der mamelukkischen Ära die Stadt schützten. Seinen Namen soll der Turm im 19. Jh. von den Löwenreliefs erhalten haben, die das Portal krönten. Das solide, zweistöckige Bauwerk fällt im Innern durch hohe Räume mit Deckengewölben auf. Sein Westportal folgt mit dem Wechsel von schwarzen und weißen Steinen einem Charakteristikum mamelukkischer Architektur. Im Übrigen bemerkt man auch hier die Verwendung antiker Säulen und Säulenstücke zur Verstärkung der Mauern.